Von Austernseitling bis Shitake
Gemäß den aktuellen Coronabestimmungen abgehalten, aber überraschend stark besucht war der Auftakt der Frühjahrsvorträge der Pilzfreunde Landshut am Dienstag im Gasthaus Betz in Oberglaim. Der Referent, Pilzberater und Hobbyschwammerlzüchter Johann Tilp, berichtete über seine inzwischen ausgereiften Erfahrungen bei der Pilzzucht im heimischen Garten.
Die Motivation dahinter ist bei Johann Tilp neben der Freude am Experimentieren mit unterschiedlichen Zuchtverfahren vor allem kulinarischer Natur. Ein frisch geschnittener Speisepilz ist schließlich ein ganz anderes Geschmackserlebnis im Vergleich zu einem Pilz, welcher nach langer Lieferkette im Supermarkt auf den Kauf wartet.
Nach einem kurzen Exkurs zur Geschichte des Pilzanbaus, seine Ursprünge in Asien und vermutlich auch im alten Ägypten, erfuhren die Zuhörer, welche Pilze sich zum Eigenanbau besonders eignen. Ein Großteil der Pilzwelt scheidet als Mykorrhizapilz, das heißt als Pilz, der auf einen Symbiosepartner angewiesen ist, zumeist aus. Zur Zucht eignen sich vor allem Holz- und Substratzersetzer, sogenannte Saprobionten, wie zum Beispiel Champignon, Austernseitling, Nameko oder Lungenseitling. Nicht mehr ganz einfach in der Handhabung sind laut Pilzberater Tilp Pilzzuchten von Stockschwämmchen oder Samtfussrübling, an Pilze wie den Igelstachelbart oder Reishi sollten sich nur fortgeschrittene oder frustrationstolerante Hobbyzüchter wagen. In dem Zusammenhang versäumt es der Pilzberater nicht, auch auf Gefahren von übermäßigem Konsum der schwer verdaulichen Pilze, individuelle Unverträglichkeiten bis hin zu Pilzvergiftungen, welche auch bei Speisepilzen durch zu geringe Garzeit entstehen können, hinzuweisen.
Im Verlauf des Vortrags stellte der Referent auch Möglichkeiten zur Nutzung von Fertigkulturen vor, denn selbst bei Zuchtsets aus dem Supermarkt kann bei falscher Anwendung einiges schief gehen. Er selbst setzt aber lieber auf das Impfen von Holzstöcken, um sich mehrjährig und ohne zu großen Aufwand am eigenen Pilzgarten zu erfreuen. Wie das geht, erfuhren die gespannten Zuhörer nun im Detail – vom Wässern der Holzstämme, über das Impfen mit Dübeln bis zum Aufstellen im Pilzgarten und Empfehlungen zum Ernten – Johann Tilp konnte durch seine in den letzten Jahren gesammelten Erfahrungen viele Tricks und auch alternative Methoden präzise vorstellen und erntete dafür viel Applaus. Sicher werden in den nächsten Tagen viele Nachahmer Pilzdübel bestellen und mit etwas Glück im Spätherbst bereits die ersten selbstgezüchteten Pilze verspeisen.
Foto: Johann Tilp