Wunderwerk oder Teufelszeug? An Pilzapps scheiden sich die Geister. Wichtig für ein gerechtes Urteil ist Sachkenntnis. Thomas Oberhofer, geprüfter Pilzberater der Pilzfreunde Landshut, brachte jüngst mit seinem Vortrag Licht ins Dunkel.
Acht getestete Pilzapps und 22 aufmerksame Besucher bildeten das Gerüst des Abends im Gasthof Betz in Oberglaim. Die Bandbreite der gezeigten Apps reichte von „wahnsinnig schlecht“ bis „vernünftig und durchaus empfehlenswert“. Dabei ist ein Aspekt besonders wichtig: Apps, die Pilze mit Hilfe von Fotos bestimmen möchten, scheitern zumeist, sobald es über die einfachen Fälle hinausgeht. Aus der Sicht etlicher Pilzexperten ist die Fotoerkennung im Moment nicht ausgereift und stellt eine Gefahr für den unbedarften Anwender dar. Wer sich trotzdem daran versuchte, bekam im Test Punktabzug. Ebenso fragwürdig ist, ob eine Weiterleitung des Fundes in eine qualitativ nicht einschätzbare Community wirklich sinnvoll ist. Oder würden Sie einen Fremden auf der Straße fragen, ob ein Pilz tödlich giftig oder essbar ist?
Bei den einfachen Apps trifft man häufig auf ein holpriges Deutsch, eine geringe Anzahl von Pilzen und Standard-Beschreibungen aus Wikipedia. Staat ist damit nicht zu machen. Hip scheint es außerdem zu sein, ein Quiz anzubieten – so kann es wenigstens nicht langweilig werden, wenn schon die Anwendung nicht viel taugt. „Pilzator“ war ein Vertreter der einfachen Kategorie.
Etwas besser und damit auch schon im Mittelfeld, waren dann die nächsten vorgestellten Apps. Darunter Anwendungen wie „Pilzführer 2 PRO“, „Pilzlexikon 2 PRO“, „MykoPro“ und „PilzeApp“.
Am überzeugendsten schließlich: „Meine Pilze“ von Klaus Bornstedt und „Pilze 123“ von Wolfgang Bachmeier. In den Apps der beiden Pilzsachverständigen finden sich zum Teil verblüffend einfach bedienbare Fundlisten, Links zu Büchern, Lexikonfunktionen, Querverweise, sehr viele Arten, genaue Beschreibungen und praxistaugliche Merkmalssuchen.
Unterwegs im Wald kann das moderne Handwerkszeug im Wortsinn eine Erleichterung sein. Die dicken Bücher bleiben zuhause. Die guten Apps bieten mehr Funktionen als nur die Pilzbestimmung und zahlreichere Merkmale, als die gewöhnlichen Pilzbücher. Grundvoraussetzung ist aber immer der sachgerechte Umgang mit der App. Das gilt übrigens auch für Bücher. Das allerwichtigste aber zum Schluss: Eine gute App kann einen bei der Bestimmung unbekannter Pilze auf die richtige Spur bringen – am Ende braucht es aber immer einen Pilzberater oder Pilzsachverständigen, der die eigene Bestimmung bestätigt oder widerlegt.